5 Jahre vegan

Wie die Zeit vergeht!
Heute vor fünf Jahren habe ich damit begonnen, mich vegan zu ernähren.

5 Jahre vegan
Was damals als vierwöchiges Experiment begann, wurde schnell Normalität und heute möchte ich die vollwertig-pflanzliche Ernährungsweise nicht mehr missen.Ich bin fünf Jahre älter als damals, fühle mich aber fünf Jahre jünger.
In der Zwischenzeit hat sich einiges verändert. Aber es gibt auch vieles, was gleich geblieben ist.
Hier ein kleiner Rückblick:

Was hat sich verändert?
Als ich anfing, mich für die vegane Ernährung zu interessieren, fand man in den Buchhandlungen mit etwas Glück zwei Bücher zu dem Thema, heute sind es zwei Regale voll.
Auch das Einkaufen ist einfacher geworden. Hafer- und Mandelmilch beim Discounter zu finden hat man damals kaum zu träumen gewagt. Auch andere vegane Produkte lassen sich nun einfach im nächsten Supermarkt finden, ohne mit Lupe und Stadtplan den einzigen Biomarkt in der Umgebung ausfindig machen zu müssen.
Der Speiseplan hat sich mit Leckereien wie Quinoa, Amaranth, Lupinen und Ghia erweitert. Von Seitan und anderen Ersatzprodukten habe ich inzwischen allerdings wieder Abstand genommen.

Aber die Veganwelle treibt manchmal auch seltsame Blüten. So gibt es vegane Müsliriegel, die aus zwei Dritteln nur aus Zucker bestehen. Und das Veganlabel findet man auf Produkten, wo man es nie erwarten würde: Shampoo (ok, noch verständlich) oder Wasser (eigentlich eine Selbstverständlichkeit).
Auch auf anderen Gebieten ist vegan inzwischen gesellschaftsfähig geworden. Seit 2016 gibt es sogar eine politische Partei, nämlich die „V-Partei³ – Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer“.

Ist alles besser geworden? Nun, wenn man auf Geburtstagsfeiern und ähnlichen Festlichkeiten mal eine nicht-vegane Mahlzeit einschiebt, so schmeckt es entweder nicht – oder zumindest nicht so, wie man es in Erinnerung hat – oder man reagiert auf die ganzen Nahrungsmittelzusätze darmtechnisch unpässlich, um es vorsichtig zu umschreiben.
Der Versuch, einen Standardschokoriegel zu verspeisen, kann dann auch schon mal Brechreiz auslösen; so dass man den Riegel am liebsten dahin zurückschießen möchte, wo er anscheinend herkommt: nämlich auf den Mars. Unglaublich, wie sich die Geschmacksnerven anpassen können.

Die intensive Beschäftigung mit dem Thema Ernährung hatte schließlich zur Folge, dass ich das Schreiben als mein Hobby wieder aufleben ließ, sodass ich meinen Traum, ein Buch zu veröffentlichen, bereits zweimal erfolgreich verwirklichen konnte. Das erste Buch hat auch dazu geführt, dass eine verschollen geglaubte Kindergartenfreundin mich auf FB wiedergefunden hat (hallo Anja!). Spannend, wie manchmal alles zusammenhängt!

Was blieb gleich?
Natürlich ist nicht alles anders als damals. Nach wie vor zu hören ist die Standardfrage „Wo bekommst Du dein Eiweiß her?“ (hm, mal sehen: Bohnen, Linsen, andere Hülsenfrüchte, Quinoa, Pilze, Kartoffeln, Hafer …). Gern genommen wird auch die Warnung „Veganer haben Vitamin B12-Mangel“ (Danke, den hatte ich schon vorher und wurde erst durch die Blutuntersuchung zu Beginn festgestellt und erfolgreich behoben). Auch der gut gemeinte Ratschlag „Iss doch mal wieder was Gescheites!“ (mach ich doch dauernd) ist nach wie vor zu hören.

Gleich geblieben sind auch die Reaktionen der Umwelt, wenn das Gesprächsthema auf Vegan und Ernährung fällt. Die Masse schaltet nach spätestens einer Minute ab und will von dem komischen Spinner nichts mehr hören und nur eine kleine Minderheit zeigt sich interessiert und offen für das Thema. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, dies als einfachen Test zu verwenden, ob sich eine weitere Unterhaltung mit der Person lohnen wird oder nur verlorene Zeit darstellt.
Eine weitere Konstante, die mir auffällt: Nach wie vor kaufe ich bewusster ein und verwende dafür auch mehr Zeit. Immer noch werden Zutatenlisten gelesen und verglichen und bessere Alternativen gesucht.
Ach ja, was seit damals auch gleich geblieben ist, ist mein Gewicht. Die achtzehn Kilo Übergewicht, die innerhalb des ersten Jahres verschwanden, sind nach wie vor weg. Keine Spur von Jo-Jo-Effekt wie bei normalen Diäten.

Fazit
Das Angebot an veganen Produkten ist geradezu explodiert, so dass es heute leichter ist als damals, auf der vollwertig-pflanzlichen Spur zu bleiben. Ich freue mich auf die nächsten fünf Jahre bis zum zehnjährigen Jubiläum.